Nahwärme für Wallernhausen – die Stadt ist kein Energieversorger

„Das können wir und insbesondere ich so nicht hinnehmen“, äußert sich Bürgermeister Hans-Peter Seum. „Unsere Klimaschutzbeauftragte, Birgit Herbst, unterstützt den Arbeitskreis Nahwärme Wallernhausen seit mittlerweile 10 Jahren tatkräftig, doch die Stadt ist kein Energieversorger und darf sich nicht wirtschaftlich betätigten. Die Stadt kann nur Teilnehmer einer Umsetzungsgemeinschaft sein, die von
einem Unternehmen oder den Bürgern vor Ort getragen werden muss! Doch gerade dies ist
seit Beginn des Projektes mehrfach gescheitert.“

Die Stadtverwaltung hat zu Beginn Kontakte zu Bürgerenergiegenossenschaften hergestellt,
die selbst Nahwärmenetze entwickelt haben und betreiben. Sogar die Mittelhessische
Energiegenossenschaft habe sich damals angeboten, die Nahwärme in Wallernhausen zu
unterstützen. Doch leider fand sich niemand vor Ort, der in der Energiegenossenschaft das
lokale Projekt vertreten wollte.

Die Stadt Nidda nutzte in 2016 die guten Kontakte zum Energieversorger OVAG, um über ein
anderes Betriebsmodell das Nahwärmenetz umsetzen zu können. Doch das Interesse am
Anschluss an ein lokalen Nahwärmenetz war selbst in 2017/18 für den wirtschaftlichen
Betrieb durch einen Versorger zu gering. Nach Absage durch die OAVG aktivierte der
Arbeitskreis vor Ort einen weiteren Versorger, der sich eingehend mit einem möglichen
Nahwärmenetz in Wallernhausen beschäftigte. Doch auch dieser nahm von der Umsetzung
Abstand.

Auf eine Anfrage der Faktion Bündnis 90/Die Grünen zu den Rahmenbedingungen bei einer
möglichen Umsetzung durch die Stadt wurde seitens der Stadtverwaltung darauf
hingewiesen, dass weder Fachpersonal noch Strukturen für ein solches Projekt vorhanden
sind. Hierfür wäre zunächst ein Eigenbetrieb zu gründen, der dann auch entsprechenden
Personalbedarf hat. Aufgrund der bisherigen Kostenschätzungen ist absehbar, dass ein
kommunales Nahwärmenetz nicht „billiger“ wird, als die Einzelheizungen in den Häusern.
Zudem muss sichergestellt sein, dass Verluste beim Nahwärmenetz in Wallernhausen nicht
auf die Allgemeinheit abgewälzt werden.

Eine Kostenschätzung und Rahmenpunkte für eine Umsetzung wurden dem Ausschuss für
nachhaltige Stadtentwicklung nach der Sommerpause 2021 vorgelegt.