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Autonome Mähroboter: Unterschätzte Gefahren für Mensch und Natur

Auch für spielende Kinder kann sich aus diesem bequemem Weg, den eigenen Rasen zu pflegen, schnell eine ernsthafte Gefährdung ergeben, wenn keine ausreichende Beaufsichtigung gewährleistet ist.

Um bei der täglichen Nutzung des eigenen Gartens nicht über den Mähroboter zu stolpern, setzen ihn viele nachts ein. Doch ein nächtlicher Einsatz ist keine gute Alternative, da hierbei nachtaktive Tiere gefährdet werden. Insbesondere der streng geschützte nachtaktive Igel, der bei einer erkannten Gefahr nicht flieht, sondern sich zu einer Kugel zusammenrollt, ist von dieser Gefährdung besonders betroffen. Aber auch andere Tiere wie Blindschleichen und Amphibien verlassen ihre Verstecke ebenfalls nachts und sind zu klein, um von den Sensoren der Mähroboter erkannt zu werden, und werden daher überrollt.

Die in Mährobotern verbauten Sensoren sollen angeblich zuverlässig Kleintiere erkennen, behaupten Hersteller. Eine Studie englischer und dänischer Forschender aus 2021 hat belegt, dass kein einziges Gerät kleinere Objekte ohne Berührung erkennen kann, selbst Ultraschallsensoren versagen.  Einige Geräte ändern bei Kontakt zwar die Richtung, doch bei den meisten erst, wenn das Gerät auf ein Objekt auffährt oder die Messer durch einen Widerstand beeinträchtigt werden. Dann sind Igel und andere Kleintiere jedoch oft stark verletzt oder sogar schon getötet.

Der Absatz von Mährobotern steigt jährlich und Igel-Pflegestationen melden immer mehr Patienten mit Schnittverletzungen oder getötete Igel und schlagen Alarm. 70 Igel- und Wildtierauffangstationen dokumentierten über 16 Monate mehrere hundert schnittverletzte Igel mit Fotos und Diagnosen. Bei 47 Prozent der gemeldeten Fälle waren die Verletzungen so schwer, dass die Igel nicht mehr zu retten waren. Die Dunkelziffer gar nicht erst gefundener oder gemeldeter Tiere ist mit Sicherheit wesentlich höher.

Auf den Einsatz von Mährobotern verzichten:

Die Umweltverbände in Deutschland setzen sich aktiv für ein Nachtfahrverbot für Mähroboter ein, um die Igel vor den verheerenden Auswirkungen dieser automatischen Rasenmäher zu schützen.

Auch die Stadt Nidda appelliert an die Bevölkerung, verantwortungsbewusst mit Mährobotern umzugehen. Wer auf einen nächtlichen Einsatz des Mähroboters nicht verzichten kann, sollte zumindest eine sogenannte „Igelschürze“  montieren, um die Gefährdung von Igel und Co. zu minimieren.  Dieser Igelschutz funktioniert nach dem Prinzip der Apfelschürze: eine längliche, flexible, dünne Platte oder auch ein Gitter, das vorne am Mähroboter angebracht wird. Dieses wirkt wie ein „Kuhschieber“ und sorgt dafür, dass kein Igel unter den Mähroboter gelangen kann. Geeignete Lochbleche findet man im Fachhandel oder eventuell auch im Baumarkt.

Die kleinen Insektenfresser müssen nicht nur mit dem Rückgang ihrer Nahrungsgrundlage (Insektensterben) fertig werden, sondern auch mit dem Verlust von Lebensraum durch zunehmende Versiegelung der Böden, seien es neue Bauvorhaben oder Schottergärten. Zudem sorgt die intensive Mahd von Rasenflächen dafür, dass  das Nahrungsangebot für Insekten im Garten immer knapper wird. Wildkräuter wie Weißklee blühen kaum noch, was sich negativ auf die gesamte Nahrungskette auswirkt.

Es ist wichtig, dass wir uns bewusst sind, wie unsere Technologie die Umwelt beeinflusst, und nach Lösungen suchen, um die Sicherheit der Geräte weiter zu verbessern

Gemeinsam können wir dazu beitragen, dass die Igel ihre nächtlichen Streifzüge unbeschadet überstehen und ihre Lebensräume bewahren.

Alternativen zu Mährobotern bieten eine umweltfreundlichere und tierfreundlichere Möglichkeit zur Rasenpflege. Hier sind einige Optionen:

  1. Manuelles Mähen: Das traditionelle Mähen mit einem Handrasenmäher ist eine nachhaltige Alternative. Es erfordert zwar mehr körperliche Anstrengung, minimiert jedoch das Risiko für Tiere und Insekten.
  2. Sensen, Spindel- und Balkenmäher: Sensen, Spindel- und Balkenmäher sind handgeführte Werkzeuge, die den Rasen schneiden. Sie sind leise, emissionsfrei und schonen die Umwelt. Zudem sorgt die Nutzung für das kleine Sportprogramm nebenbei.
  3. Mulchen mit dem Rasenmäher: Moderne Rasenmäher können das gemähte Gras zerkleinern und als Mulch auf dem Rasen verteilen. Dies fördert das Bodenleben und reduziert den Bedarf an Düngemitteln.
  4. Roboter mit Sensoren: Wenn Sie dennoch einen automatischen Rasenmäher verwenden möchten, wählen Sie Modelle mit verbesserten Sensoren. Diese erkennen Hindernisse und Tiere besser und können nachts ausgeschaltet werden. Und Wichtig: Viele Hersteller verweisen auch bei den automatisierten Geräten auf die Aufsichtspflicht des Nutzers.
  5. Wiese statt Rasen: Nicht regelmäßig begangene oder bespielte Bereiche können auch nur 2- oder 3-mal pro Jahr mit Handgeräten gemäht werden. Unerwünschte Gewächse werden darin bestenfalls per Hand entfernt. Dies fördert die Artenvielfalt und schont die Umwelt. Alternativ hierzu sind Kräuterrasen, bei denen Klee, Löwenzahn und Gänseblümchen als Lockmittel für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge toleriert werden und erst ab einer Höhe von 30 cm ein Mähgerät zum Einsatz kommt.
  6. Naturnahe Gärten: Lassen Sie Teile Ihres Gartens wild wachsen. Heimische Wildpflanzen, Büsche und Sträucher bieten Lebensraum für Tiere und Insekten.

Denken Sie daran, dass jede Entscheidung zur Rasenpflege Auswirkungen auf die Umwelt hat. Wählen Sie eine Methode, die zu Ihrem Garten und Ihrer Umgebung passt, und berücksichtigen Sie dabei auch die Bedürfnisse der Tierwelt