Foto Nidda von oben

Johannes Pistorius der Ältere

Johannes Pistorius der Ältere 

Auch wenn zwischen unserer heutigen Zeit und dem Leben von Johannes Pistorius d.Ä. (1504-1583) ein halbes Jahrtausend liegt, sind sein Wirken und seine Werte auch heute noch spürbar.

So stand Pistorius in einer Zeit turbulenter politischer Veränderung und religiöser Umwälzung als überzeugter Christ für Toleranz, Nächstenliebe und ein friedliches Miteinander der verschiedenen Konfessionen.

Als enger Weggefährte Martin Luthers führte Pistorius die Reformation in Nidda ein.

Reform ist dabei nicht Revolution. Traditionen und das kulturelle Erbe werden nicht unterschiedslos entsorgt, sondern bewahrt, weiterentwickelt und als Richtschnur für unser heutiges Handeln betrachtet. Wenn es eine Konstante gab und gibt, dann ist es Veränderung.

Dieser Veränderungswille ist auch für das heutige Nidda ein Beispiel dafür, nach neuen Wegen und Möglichkeiten zu suchen, Erhaltenswertes zu bewahren und sich an neue Entwicklungen anzupassen.

Aufgewachsen im Zeitalter der Renaissance, geprägt durch die Wiederentdeckung antiken Wissens, war Pistorius ein überzeugter Humanist, der Bildung und die Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten als Grundlage seines Wirkens betrachtete. Die Suche nach und die Weitergabe von Wissen sind seit Pistorius untrennbar mit Nidda verbunden.

Als Standort eines Gymnasiums, einer Real- sowie Berufsschule mit langen Traditionen ist Nidda ein zentraler Ort für Bildung in Oberhessen, auch für die zukünftigen Generationen. Der Erhalt Niddas als Bildungsstandort und die Pflege der Wissensvermittlung sind zwei wichtige und aktuelle Aufgaben der Gegenwart.

Pistorius musste zu seinen Lebzeiten erfahren, dass angesichts neuer religiöser Bewegungen und Auseinandersetzungen eine Verhärtung und Radikalisierung der Positionen zu beobachten war. Intoleranz, Antisemitismus und Hexenverfolgung spalteten die Gesellschaft. In Nidda hingegen setzte sich Pistorius, als Mann mit deutlichem Einfluss, für ein friedliches Miteinander ein und forderte auch bei den politischen Anführern für eine tolerante Haltung gegenüber Juden und anderen Gruppen ein. Pistorius stand somit in einer Zeit der Gewalt und allen Widrigkeiten zum Trotz zu seinen Überzeugungen von christlicher Nächstenliebe und Toleranz.

Unser heutiges Nidda mit seiner aus vielen Nationalitäten bestehenden Einwohnerschaft und der Vielfalt an verschiedenen Religionen steht in der Tradition dieser gelebten Toleranz. Ein Miteinanderleben, das auf gegenseitigem Respekt und Achtung basiert und das seinen Höhepunkt im Fest der Kulturen findet, kann als ein wichtiges Erbe Pistorius` für unsere Stadt betrachtet werden.