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Bilder zum "Kindstein" und dem Gestein
Es gibt im Vogelsberg Vulkangestein, das viel seltener ist als der Basalt - und heller. Das fällt vor allem auf, wenn das Gestein etwas verwittert ist. Die hellere Farbe hängt damit zusammen, dass es kaum eisenhaltige Minerale enthält, die den Basalt dunkel färben. Außerdem bricht es eher blättrig im Gegensatz zum Basalt, fast schiefrig. Solches Gestein kommt auf beiden Seiten des Tals am Häuserhof vor. Der westliche Hang wird deshalb auch "Schieferberg" genannt, obwohl das Gestein mit Schiefer nichts zu tun hat.
In diesem Steinbruch am "Schieferberg" ist die blättrige Struktur des Gesteins erkennbar. Es wurde aus einem zähflüssigeren Magma gebildet als der Basalt und bei solchen zähflüssigeren Gesteinsschmelzen zeichnet das abgekühlte Gestein oft noch das frühere Fließen nach.
Weil das Gestein mit Flechten bewachsen ist, lässt sich die Farbe des Kindsteins kaum beurteilen. Aber auch er zeigt eine blättrige Gesteins-Struktur. Das ist von vorn weniger zu erkennen, aber von beiden Seiten - im Bild oben von der rechten Seite.
Wer die Metalltafel liest, wundert sich vielleicht, dass dort das Gestein als Phonolith oder Klingstein bezeichnet wird. Das entspricht der ursprünglichen Gesteinsbestimmung, die vor fast hundert Jahren erfolgt ist. Phonolith und Trachyt sind nahe verwandt und inzwischen ist die Unterscheidung zwischen beiden Gesteinen etwas anders, so dass die Benennung sich geändert hat.
Das ändert aber nichts an der Besonderheit, dass es hier um ein helleres Vulkangestein geht, wie es in der Nähe nur im Tal am Häuserhof vorkommt. Im Bild oben ist das Tal mit Blick vom Schirnberg bei Ober-Widdersheim aus zu sehen, rechts ist der Bahnhof Häuserhof. In der Bildmitte zieht die Bahnstrecke und eine Straße in das enge Tal hinein. (Der einzige andere Ort, wo im Vogelsberg an der Erdoberfläche ein ähnliches helles Vulkangestein vorkommt, liegt 25 km entfernt, nahe dem Hoherodskopf, der in der Ferne zu sehen ist. Außer der wesentlich größeren Entfernung lassen aber auch die groberen Minerale darauf schließen, dass der Kindstein nicht von dort stammen kann.)
Vor ungefähr 5000 Jahren wurde der Trachytblock dort hingebracht, wo er heute bei Unter-Widdersheim steht. Aus der ungewöhnlichen Art des Gesteins lässt sich jetzt noch sagen, dass er aus dem Tal am Häuserhof geholt wurde. Das ist eine beeindruckende Leistung, da es damals noch keine Maschinen oder Geräte gab, die heute dazu genutzt werden könnten. Der Steinbruch am Schieferberg, der oben im Foto zu sehen ist, war damals aber sicher noch nicht vorhanden, sondern die Menschen werden einen Block ausgewählt haben, der unten im Tal lag und aus solchen Felsen herausgebrochen ist, wie sie an der anderen Talseite zu finden sind (im Foto ein Blick von oben auf die Felsen und in das Tal).
Trachyte kommen ansonsten im Untergrund des Vogelsbergs vor. Das zähere Magma ist dort steckengeblieben oder wurde später von jüngeren Vulkanen überdeckt. Sie werden als sogenannte Lavadome interpretiert. Ein Trachyt wurde zum Beispiel im Untergrund von Bad Salzhausen bei Bohrungen gefunden.
Im Vulkaneum Schotten wird ein Bohrkern gezeigt, der zu solch einem Trachyt im Untergrund gehört. und dort gibt es auch einen Block des grob-kristallineren Trachyts aus der Nähe des Hoherodskopfs. Dort muss ein Lavadom kollabiert sein und hat dabei eine Glutlawine produziert, zu der der Block gehört.
Inhalte der Infotafel und diese Erläuterungen wurden von der DVG Sektion Vogelsberg zusammengestellt, die sich mit der vulkanischen Geschichte des Vogelsbergs beschäftigt.
- Wanderwege Unter-Widdersheim